Kunst und Musik im Film
Vortrags- und Filmreihe in Kooperation mit dem Institut für Europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg im Sommersemester 2024
Die Veranstaltung findet mittwochs um 19:30 Uhr im Gloria-Kino statt.
Tickets: 10 € regulär, 8 € ermäßigt, 7 € für Studierende
Konzeption und Organisation: Henry Keazor und Alexandra Vinzenz
Bereits 1923 sieht der italienische Filmtheoretiker Ricciotto Canudo den Film als Krönung der Künste, da in ihm Malerei, Tanz und Musik eine Synthese eingehen. In der Tat begleitet Musik den Film seit seinen Anfängen, indem er diesen klanglich untermalt, so Atmosphäre schafft und die Narration prägt. Immer wieder aber rücken Filme die Musik auch ganz explizit in den Fokus , sei dies, indem diese den Film, wie im Falle des Musicals, dramaturgisch prägt oder Musiker:innen zum Thema gemacht werden. Diese Filmreihe zeigt die damit mögliche Bandbreite exemplarisch anhand ausgewählter Filme auf, indem sowohl eine Vielfalt an verschiedenen musikalischen Richtungen – Musical, Jazz, Klassik – als auch an filmischen Genres – Musical, Biopic, Drama – vorgestellt wird.
Der Eröffnungsfilm, Vincente Minellis An American in Paris (1951), ist ein Klassiker der Genres Musicalfilm. Zur Musik von George Gershwin durchtanzt der Maler Jerry Mulligan (gespielt von Gene Kelly) ein Paris, das nach den stilistischen Vorbildern verschiedener französischer Künstler gestaltet ist. Around Midnight von Bertrand Tavernier (1986) schließt an die 1950er Jahre an, führt jedoch in ein ganz anderes musikalisches und filmisches Genre: In Anlehnung an die Biografie des Musikers Lester Young wird erzählt, wie der Saxophonist Dale Turner (gespielt von Dexter Gordon) von New York in den Pariser Jazzclub Blue Note kommt und an dort zuvor gefeierte Erfolge anzuschließen versucht. Mit Tár von Todd Field (2022) kommt ein fiktionales Drama im Bereich der klassischen Musik auf die Leinwand. Die gleichnamige Dirigentin (gespielt von Cate Blanchett) behauptet sich in einer von Männern dominierten Sparte vor den Berliner Philharmonikern. Mit dem letzten Film in der Reihe, Damien Gazelles La La Land (2016), schließt sich der Bogen. Diesmal in Los Angeles angesiedelt, will der Jazzpianist Sebastian Wilder (gespielt von Ryan Gosling) einen eigenen Club eröffnen, während seine Partnerin Mia Dolan (gespielt von Emma Stone) eine Karriere als erfolgreiche Hollywood-Schauspielerin anstrebt. Mit seiner Musik, seinen Sets und seinen Choreografien schließt der Film nicht nur nahtlos an das eingangs in der Reihe gezeigt klassische Genre des Musicalfilms an, sondern führt auf verschiedenen Ebenen ebenfalls Malerei, Tanz, Musik und Film zusammen.
Filme und Termine der Reihe:
LALA LAND (engl. OmU)
Termin: 17.07., 19:30 Uhr
Vortrag: Prof. Dr. Henry Keazor
USA 2016 | Regie: Damien Chazelle
Es wird gesungen und getanzt und ganz große Gefühle werden auf die Leinwand gezaubert. La La Land erzählt von zwei Künstler:innen, die versuchen, sich in der Glamourwelt Hollywoods zu behaupten. Mit Emma Stone und Ryan Gosling hat Regisseur Damien Chazelle ein Traumpaar gefunden, das seine Vision lebhaft und emotional überzeugend zu verkörpern vermag. Man merkt dem Film an, mit wieviel Freude und Inbrunst er diese Liebes- und Lebensgeschichte erzählt und sich dabei quer durch die Musical-Historie zitiert. (programmkino.de)
Das Filmmusical war der große Oscar-Gewinner im Jahr 2017; u.a. Beste Filmmusik (Justin Hurwitz) und Bester Filmsong (City of Stars, Justin Hurwitz und Pasek and Paul).
TÁR (engl. OmU)
Termin: 03.07., 19:30 Uhr
Vortrag: Dr. Alexandra Vinzenz
USA 2022 | Regie: Todd Field
Cate Blanchett in einer Paraderolle als charismatische Chefdirigentin, die mit scharfem Intellekt und elegantem Auftritt fasziniert und gleichzeitig mit ihrer Kompromisslosigkeit auch schockiert. Tár ist exzellente Filmkunst mit einem smart komponierten Look, starken Bildern, hervorragendem Licht, grandios eingesetzter Musik und einer Besetzung, die in allen Rollen herausragend ist. Die Themen Wokeness, Gender und Me Too werden dabei intelligent in die Lebensumstände der Charaktere verwoben. Dabei ist besonders reizvoll, dass die Zuschauenden stets im Unklaren gelassen werden, ob Lydia Tár selbst Täterin ist oder Intrigen – von Männern und Frauen gleichermaßen – zum Opfer fällt. TÁR fasziniert auch als Abbild der Kunstwelt mit seinen individuellen Befindlichkeiten, Eitelkeiten und unerbittlichen Machtstrukturen. (FBW Filmbewertung: Prädikat besonders wertvoll)
ROUND MIDNIGHT (engl. OmU)
Termin: 05.06., 19:30 Uhr
Vortrag: Prof. Dr. Henry Keazor
(USA/F, 1986, Bertrand Tavernier) OmU
Ein alternder, vereinsamter und alkoholgefährdeter Jazzmusiker kehrt 1959 nach Paris, der Stätte seiner großen Erfolge, zurück, um noch einmal seine Musik aufleben zu lassen. Durch einen Fan, der sich seiner annimmt, erfährt er jene Zuneigung und Geborgenheit, die er in seiner Musik erträumt, die sich aber nicht festhalten lässt. In meisterhaftem Erzählrhythmus entwickelt der Film behutsam und liebevoll das Porträt eines Musikers. Empfindungen und Leidenschaft, Schönheiten des Augenblicks sowie deren Vergänglichkeit werden in kunstvollen Details zu einem Ausdruck leiser Trauer und doch beständiger Daseinsfreude verdichtet. (filmdienst.de)
Oscar 1987: Beste Filmmusik
AN AMERICAN IN PARIS (engl. OmU)
Termin: 22.05., 19:30 Uhr
Vortrag: Dr. Alexandra Vinzenz
USA 1951 | Regie: Mervyn LeRoy
Die Geschichte eines amerikanischen Soldaten, der nach dem Krieg als Maler in Paris bleibt; er erliegt zunächst dem Charme der Stadt, später der Liebe einer aparten Französin. Vielfach preisgekrönte Tanzdichtung, die in einem großartigen Ballett nach Gershwins Melodien gipfelt. Aus dem harmonischen Zusammenklang von phantasievoller Inszenierung und brillanter Choreografie ist eines der schönsten Filmmusicals entstanden, das überzeugend das Flair von Paris einfängt. (filmdienst.de)
Oscar 1952: Beste Filmmusik