Psychoanalyse & Film
Der Titel dieser Filmreihe ist durchaus programmatisch: Psychoanalytiker und Psychoanalytikerinnen kommentieren Filme. In langjähriger Tradition präsentieren wir monatlich einen ausgewählten Film ihrer Wahl. Unter psychologischen und -analytischen Gesichtspunkten werden die Filme von den Expertinnen und Experten betrachtet und vorgestellt. Der kurzen Einführung direkt vor Filmstart folgt im Anschluss an die Vorstellung eine ausführliche Analyse und die meist rege Diskussion mit dem Publikum.
kommende Filme der Vortrags- und Filmreihe:
FREUD - Jenseits des Glaubens
Preview am Sonntag, 15.12., 11:00 Uhr, Gloria
Zusatzvorstellung im Rahmen der Filmreihe "Psychoanalyse & Film". Filmeinführung von E. Tilch-Bauschke.
Der Vater der Psychoanalyse zwischen Aufklärung und Abwehr.
GB,IRL,USA 2023 | Regie: Matthew Brown | 110 Min. | FSK 12
Darsteller*innen: Anthony Hopkins, Liv Lisa Fries, Matthew Goode
London, 3. September 1939. Soeben ist der Zweite Weltkrieg ausgebrochen. Sigmund Freud (ANTHONY HOPKINS) ist mit seiner Tochter Anna Freud (LIV LISA FRIES) vor dem Nazi-Regime aus Wien geflohen. Anna, selbst Psychoanalytikerin, unterstützt ihren Vater bedingungslos, kämpft aber auch um die Anerkennung ihrer eigenen Bedürfnisse. Wenige Tage vor seinem Tod stattet ein Gelehrter vom College der University of Oxford Freud einen Besuch ab: C.S. Lewis (MATTHEW GOODE), der später mit „Die Chroniken von Narnia“ Weltruhm erlangen wird. An diesem Tag liefern sich zwei große Denker des zwanzigsten Jahrhunderts einen kontroversen Diskurs über Liebe, den Glauben, die Zukunft der Menschheit und die für sie alles entscheidende Frage: Gibt es einen Gott?
Basierend auf einem fiktiven Treffen zweier großer Denker verwebt FREUD – JENSEITS DES GLAUBENS Vergangenheit, Gegenwart und Fantasie und bricht aus der Enge von Freuds Arbeitszimmer auf zu einer dynamischen Reise mit Gesprächen über das Diesseits und das Jenseits. Aus dem historischen Moment des Films heraus spiegeln sich auch aktuelle Konflikte wider. Zwei berühmte Intellektuelle versuchen, den freien Willen, den Glauben und die Sterblichkeit zu erkunden, und trotz scheinbar unüberbrückbarer Differenzen finden sie eine Verbindung zueinander.
Das kommende Programm der Filmreihe
vorherige Filme der Reihe:
WUNDERSCHÖN
am Mittwoch, 27.11.24, 20:00 Uhr
5 Frauen zwischen Körperfrust, falschen Schönheitsidealen und Selbstoptimierungsdruck
vorgestellt von C. Pop
D 2020 | Regie: Karoline Herfurth | 130 Min. | FSK 6
Darsteller*innen: Karoline Herfurth, Nora Tschirner, Martina Gedeck, Emilia Schüle, Dilara Aylin Ziem, Joachim Król, Friedrich Mücke, Maximilian Brückner
FBW Filmbewertung: Prädikat besonders wertvoll
Beschwingt erzählter und liebevoll beobachteter Episodenfilm mit lebensbejahender Botschaft.
Der neue Film von Karoline Herfurth erzählt von fünf Frauen, die jede für sich eine Antwort auf die Frage suchen, was Schönheit eigentlich ist. Und welche Bedeutung sie in unserem Leben einnimmt. Auf leichtfüßige Art gelingt Karoline Herfurth ein berührender und hoch unterhaltsamer Blick auf eine ewige Frage.
In ihrer nunmehr schon dritten Regiearbeit blicken Karoline Herfurth und ihre Co-Autorinnen Lena Stahl und Monika Fäßler auf das ewige Thema Schönheit. Mit Augenzwinkern, einer genauen Beobachtungsgabe für die Realität und einer großen Portion Sensibilität zeigt der Film fünf Frauen, die in verschiedenen Abschnitten ihres Lebens stehen und sich nicht schön genug, nicht glücklich genug oder nicht erfolgreich genug fühlen. Mit großer Sensibilität blickt Herfurth auf ihre Protagonistinnen und zeigt die Unsicherheit und Verletzlichkeit, die hinter jeder einzelnen Figur steckt. Als Ensemblefilm bringt WUNDERSCHÖN alle Hauptdarsteller*innen in loser Verknüpfung zusammen und entwickelt dabei fünf einzelne starke Erzählungen, die allesamt überzeugen. Um für junge Generationen eine inspirierende und positive Botschaft zu setzen, etabliert der Film mit der großartigen Nora Tschirner eine unkonventionelle Lehrerin, die den jungen Menschen beibringt, dass ein Mensch soviel mehr ist als nur Äußerlichkeiten. Die Spielfreude des mit Martina Gedeck, Emilia Schüle, Joachim Król, Friedrich Mücke und Maximilian Brückner hochkarätig besetzten Ensembles sprüht förmlich Funken und man spürt in jeder Szene, wieviel Freude das Team am Set gehabt haben muss. Karoline Herfurths WUNDERSCHÖN hat alle Zutaten für einen überaus unterhaltsamen Kinoabend: Eine große Portion Humor und Romantik, ein genauer Blick auf das Leben, mit dem sich Zuschauer identifizieren können und einer positiven lebensbejahenden Botschaft, die man beschwingt aus dem Kino hinaus in die Welt tragen kann.
ANATOMIE EINS FALLS
am Mittwoch, 30.10.24, 19:30 Uhr
Vom trügerischen Wesen der Wahrheit. Beziehungsdrama und Prozessthriller
vorgestellt von A. Engellandt-Schnell und K. H. Schnell (Rechtsanwalt für Strafrecht)
F 2023 | Regie: Justine Triet | 150 Min. | FSK 12
Darsteller*innen: Sandra Hüller, Swann Arlaud, Milo Machado Graner, Antoine Reinartz, Samuel Theis
Sandra, eine deutsche Schriftstellerin, ihr französischer Ehemann Samuel und ihr Sohn Daniel leben in einem kleinen Ort in den französischen Alpen. An einem strahlenden Tag wird Samuel am Fuße ihres Chalets tot im Schnee gefunden. War es Mord? Selbstmord? Oder doch nur ein tragischer Unfall? Der Polizei erscheint Samuels plötzlicher Tod verdächtig, und Sandra wird zur Hauptverdächtigen. Es folgt ein aufreibender Indizienprozess, der nach und nach nicht nur die Umstände von Samuels Tod, sondern auch Sandras und Samuels lebhafte Beziehung im Detail seziert. Beim diesjährigen Festival von Cannes wurde Justine Triet – als dritte Frau in der Geschichte des Festivals – für ANATOMIE EINES FALLS mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Im Ringen um die Frage, was wirklich geschah, entspinnt Triet auf raffinierte Weise ein packendes Beziehungsdrama, das die Widersprüche im Privaten der harten Realität des Justizsystems gegenüberstellt. Sandra Hüller glänzt erneut mit ihrem außergewöhnlichen und höchst nuancierten Spiel in einer äußerst komplexen Roll.
SENECA
am Mittwoch, 25.09.24, 20:00 Uhr
Eine bitterböse filmische Satire über Macht, Opportunismus und einen epochalen Heuchler.
vorgestellt von Rolf Zimmer
D 2022 | Regie: Robert Schwentke | 112 Min. | FSK 16
Darsteller*innen: John Malkovich, Tom Xander, Louis Hofmann, Andrew Koji, Julian Sands, Geraldine Chaplin, Alexander Fehling, Lilith Stangenberg, Mary-Louise Parker, Samuel Finzi, Wolfram Koch, Samia Chancrin
Als Ziehvater und Vordenker des späteren Kaisers Nero ist Seneca maßgeblich am Aufstieg des selbstgefälligen jungen Tyrannen beteiligt. Der Philosoph, bekannt für seine großen Reden über Verzicht und Milde, gehört selbst zu den reichsten Männern im alten Rom. Doch als eines Tages der Schüler seines Lehrers überdrüssig wird, befehligt Nero Seneca, sich selbst zu töten. Ist Seneca bereit für einen ehrenhaften Freitod oder bleibt noch etwas Zeit für ein paar philosophische Ausschweifungen und spitzzüngige Lektionen?
Nach seinem packenden Weltkriegsdrama "Der Hauptmann" widmet sich Regisseur Robert Schwentke in dieser tiefschwarzen Komödie den letzten Tagen des römischen Philosophen Seneca und den Anfängen von Kaiser Neros despotischem Reich. Ein wahnwitziger Ritt in eine Welt maßloser Macht, in der Opportunismus und Eitelkeit den moralischen Kompass bestimmen. Zum hochkarätigen Ensemble zählen neben Neuentdeckung Tom Xander als Herrscher Nero Geraldine Chaplin, Julian Sands, Mary-Louise Parker, Louis Hofmann, Lilith Stangenberg und Alexander Fehling – angeführt von einem fulminanten Hauptdarsteller: John Malkovich als Seneca ist eine Wucht!
A THOUSAND AND ONE
Psychoanalyse & Film am Mittwoch, 26.06.24, 20:00 Uhr, engl. OmU
Eine harte, aggressive und doch zärtliche Mutter-Sohn-Geschichte in dem von Armut und Rassismus geprägten New York der Jahrtausendwende.
vorgestellt von A. Gilliard
USA 2023 | Regie: A.V. Rockwell | 117 Min. | FSK 12
Darsteller*innen: Teyana Taylor, Josiah Cross, William Catlett, u.a.
Hauptgewinner beim Sundance Film Festival: Großer Preis der Jury
A THOUSAND AND ONE ist eine mitreißende Hommage an den unerschütterlichen Glauben an ein besseres Leben im Angesicht systemischer Ungerechtigkeit im pulsierenden New York der Neunzigerjahre.
Die eigenwillige und unkonventionelle Inez (Teyana Taylor) entführt ihren sechsjährigen Sohn aus seinem New Yorker Pflegeheim. Gemeinsam versuchen sie, ein neues Gefühl für Identität und Stabilität zu finden und dabei ihr Geheimnis zu bewahren.
Mit A THOUSAND AND ONE gibt die aufstrebende Filmemacherin A.V. Rockwell ihr atemberaubendes Spielfilmdebüt. Nach eigenem Drehbuch erzählt sie die bewegende Geschichte einer alleinstehenden Woman of Color in New York City, die sich und ihrem Sohn ein sicheres Zuhause aufbauen will und miterleben muss, wie Gentrifizierung sie zu Außenseitern in ihrem eigenen Viertel werden lässt. In der Hauptrolle beindruckt die gefeierte R&B-Musikerin Teyana Taylor. Bei der Weltpremiere im Wettbewerb des Sundance Film Festival wurde der Film von Presse und Publikum euphorisch gefeiert und später mit dem Hauptpreis, dem Grand Jury Award, ausgezeichnet.
DIE STILLEN TRABANTEN
Psychoanalyse & Film am Mittwoch, 29.05.24, 20:00 Uhr
Von Menschen am Rande der Gesellschaft, ihren Versuchen Nähe zuzulassen und von kurzen Momenten des Glücks.
vorgestellt von S. Ameskamp
D 2022 | Regie: Thomas Stuber | 120 Min. | FSK 12
Darsteller*innen: Martina Gedeck,Nastassja Kinski,Peter Kurth,Charly Hübner
Es sind leise Begegnungen am Rande der Stadt, die abseits der Großstadtlichter die Schwere des Alltags für einen Moment vergessen lassen. Nacht für Nacht kehren die Unscheinbaren an die Orte ihrer Sehnsucht zurück: Imbissbesitzer Jens verliebt sich bei der nächtlichen Zigarette im Treppen haus in seine Nachbarin Aischa, während Wachmann Erik auf seinem Routine-Rundgang durch das Ausländerwohnheim Gefühle für die junge Marika entwickelt. Auch Reinigungskraft Christa sucht nach Ende ihrer Schicht Trost an der Seite von Friseurin Birgitt. Drei Geschichten, ein gemeinsamer Wunsch: ein Funken Liebe, ein Hauch von Zuneigung und das Gefühl der Geborgenheit.
IM TAXI MIT MADELEINE
Psychoanalyse & Film am Mittwoch, 24.04.24, 20:00 Uhr
Ein Roadmovie der besonderen Art. Eine Taxifahrt durch Paris wird zum Rückblick auf ein bewegtes und bewegendes Leben.
vorgestellt von B. Banholzer
F 2022 | Regie: Christian Carion | 92 Min. | FSK 12
Darsteller*innen: Line Renaud, Dany Boon, u.a.
Es ist ein Tag wie jeder andere für Charles, der als Taxifahrer in Paris unterwegs ist. Bis er die 92-jährige Madeleine abholt, die er in ein Seniorenheim bringen soll. Aber die Fahrt dauert länger, als gedacht, weil Madeleine einige Orte ihrer Vergangenheit wiedersehen will. Der Film spielt nicht ausschließlich im Taxi, da es auch Rückblicke auf Madeleines Leben in den 1940er, 1950er und 1970er Jahren gibt. Aber die prägnantesten Szenen finden in diesem Taxi statt, weil Line Renaud und Dany Boon so wunderbar miteinander harmonieren. (programmkino.de)